Das Askland - mit Klauen und Fängen für das Rudel
  Hrutur Andisson
 

Am Anfang war Alda Örnson, und er nahm Orka Kaetisdottir zur Frau. Die beiden bekamen einen Sohn, und der hieß Saedir Aldasson. Dieser zeugte mit Una Undadursdottir eine Tochter, und diese hieß Ida Saedirsdottir. Ida ging den Bund mit Farfugl Bangsisson ein, und aus ihm entsprang Ylfa Idasdottir. Für sie kämpfte Tappi Jakisson und gewann, und Saeta Tappisdottir wurde geboren. Um Saeta stritten viele, doch Hafur Gantisson konnte den Bund eingehen. Die beiden schickten Arrodi ins Leben, und Arrodi nahm sich Trana Katursdottir zur Partnerin. Und deren Sohn Andi nahm sich Ursula Regnbogi zur Frau.

 

Warum ich das alles erzähle?

 

Weil die Ahnen wichtig sind und geehrt werden möchten und müssen. Bedenke dies, wenn du die weiteren Zeilen liest…. Falls du nicht schon eingeschlafen oder weitergegangen bist…


Es begab sich vor vielen Jahren…

 

… da wurde ein Junge geboren im Hause von Andi Arrodison und seiner Frau Ursula. Die beiden kamen aus  einem kleinen Weiler nahe der westlichen Küste der dritten Insel, nur 4 Häuser groß, und alles Verwandte. Sie waren Garmisken, der Vater ein Fischer, die Mutter Weberin, und der Junge war das siebte Kind. Zwei Brüder und drei Schwestern waren schon jung an den roten Pocken gestorben, und so hatte der kleine Hrutur nur noch eine ältere Schwester, Tibra mit Namen. Sie war schon 5 Jahre älter und übernahm recht bald den Posten als Aufpasserin für den Kleinen, was auch nicht sonderlich schwierig war, zeigte Hrutur doch bald ein äußerst ruhiges Gemüt. Mit zunehmendem Alter zeigte er aber auch ein Geschick für allerlei Handwerk, und sein Vater plante, ihn zu seinem Nachfolger zu machen. So zogen sie schon bald zusammen aufs Meer, und Hrutur gefiel es. Noch mehr gefielen ihm aber die alten Sagen und Geschichten über ihre Blodvare, die sein Vater ihm erzählte, wenn sie hinausfuhren. Und so geriet er dann alsbald auch gerne ins Träumen, wenn sein Vater ihn nicht mit strengem Wort wieder zur Arbeit zurückrief. Als vierzehn Jahre vergangen waren, kam ein reisender Iduske in den Weiler. Er suchte zielstrebig Hruturs Vater auf, da dieser ihn aufs Meer hinausfahren sollte, damit der Iduske, Reydur Sinfjöttlisson war sein Name, hinaus zum großen Nebel fahren konnte, um eine Untersuchung durchzuführen. Das Wetter schlug aber just an dem Tag um, und so blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten. Der Iduske wurde ihr Gast und bedankte sich mit vielen Geschichten und mancherlei Dienstleistungen. Als er eines Abends wieder einmal eine Geschichte über fremde Wesen, denen das Blut Geros innewohnte, erzählte, sah Hrutur mit einem Mal eine seltsame Gestalt hinter Reydur, und er erschrak mächtig. Seine Schwester fragte, was los sei, denn sie konnte diese Frau nicht sehen, und um eine Frau schien es sich zu handeln. Der Iduske besah sich Hrutur mit einem wissenden Blick, dann drehte er sich um, sprach etwas in einer unbekannten Sprache und das Wesen hinter ihm löste sich auf. Er erhob sich und ging zu Hruturs Vater, der vor dem Haus Netze flickte. Sie führten ein langes Gespräch und traten dann beide wieder ein. Hrutur wurde zu seinem Vater gerufen, und der Iduske erklärte ihm, dass er wohl den Ruf des Blutes vernehmen würde. Er hätte das Zweite Gesicht und der Segen Idus wäre an ihm zu verspüren. Er bot sich an, Hrutur unter seine Fittiche zu nehmen, um ihm den Weg Idus zu erklären.

Hrutur schluckte und bekam es mit der Angst zu tun. Weg von zu Hause? Hinaus in die Welt? Aber andererseits… noch mehr Geschichten von fremden Wesen, andere Orte, Geheimnisse… seine Augen begannen zu leuchten…

 

Ein Jahr später durfte Hrutur das erste Mal wieder nach Hause. Sein Meister war zu einer Versammlung gerufen worden, bei der Hrutur nicht anwesend sein sollte. Oder vielleicht wusste Rejdur auch, was Hrutur erwartete, und es sollte ein Teil der Prüfung sein. Schon von weitem merkte er, dass etwas nicht stimmte. Über den Häusern stand kein Qualm der Herdfeuer, es liefen keine Tiere herum, und Menschen sah er schon gar nicht. Panik ergriff ihn, obwohl sein Meister ihm vor allen Dingen beigebracht hatte, dass Panik genau das war, was ein Iduske auf keinen Fall haben durfte. Angst ja. Zweifel ja. Furcht ja. Aber keine Panik. Und doch rannte Hrutur wie von Sinnen los. Viele Male stolperte er, verlor die Hälfte seines Ranzens, brach sich die Nase, und doch raffte er sich auf ohne zurückzublicken und rannte weiter. Doch dann sah er, und sein Herz blieb stehen, und auch so seine Beine. Das Dorf war leer. Er sah kein Leben. Er sah kein Leben. Er sah nur leere Hütten, die seit wenigstens drei Monaten nicht mehr gepflegt wurden. Aber er sah mitten auf dem Dorfplatz seinen Vater stehen. Zumindest sah er etwas, was anscheinend früher sein Vater gewesen war. Der alte Andi trug seine dicke Tunika, die er immer anhatte, wenn er aufs Meer fuhr, um zu arbeiten, und auch die dicken Hosen und der gefilzte und extra gewachste große Hut waren noch genau so, wie Hrutur sie noch am Tag vor seiner Abreise gesehen hatte. Und doch waren die Farben anders. Ein eklig graugrüner Schimmer lag auf der gesamten Gestalt, manchmal pulsierend, manchmal schwarz werdend wie ein Loch im Boden, in das kein Licht schien bei Nacht. Und dort, wo die Augen waren, war nichts, und doch schaute Andi dem langsam näher kommenden Hrutur entgegen. „Ulfgodderen hilsen, mein Sohn.“. „Heder og vigor, Vater. Was ist geschehen? Wo sind all die anderen? Warum siehst du aus, als wärest du einen Bund mit den Schatten eingegangen?“. Andi gab seltsame Laute von sich, schwer zu sagen, ob es ein Lachen war, ein Knurren oder ein Husten. „Das, mein Sohn, sollst du mir sagen. Bis zum nächsten Vollmond hab ich noch Zeit, dann sind meine Knochen vermodert und mein Blut kann nie mehr im Askland vergossen werden…“. Daraufhin löste er sich auf.

Eine Stunde stand Hrutur dort, bewegte sich nur wenig, sog alles von diesem Erlebnis auf, versuchte, sich jede kleine Einzelheit einzuprägen. Fregos Auge war bereits dabei, sich langsam wieder zu schließen, und man konnte bereits den Wimpernschlag Geros vernehmen. Hrutur sog ein letztes Mal die Luft dieses besonderen Ortes ein, dann ging er zu seinem alten Elternhaus. Zu seinem Erstaunen war sowohl Feuerholz aufgestapelt als auch die Netze am Schuppen alle tadellos repariert. Am Strand sah er allerdings Vaters Nachen nicht. Er betrat die Hütte, und nicht einmal die Scharniere quietschten. Im Inneren war alles aufgeräumt, wenn auch staubbedeckt. In der Küche schimmelten ein paar Brote, Zwiebeln und Äpfel vor sich hin, und die vielen Fliegen zeugten davon, dass einst ein Schinken und ein paar Würste auf hungrige Mäuler warteten. Als er den Deckel des Mehlkrugs öffnete, sah er auf einen Haufen toter Motten hinab. Und dann ging er in die Schlafräume. Zuerst zu seinen Eltern; dort fand er aber nichts außer zwei Schlafstätten, die gerade erst aufgeschüttelt worden waren… bis auf den Staub und die leichten Mäusebisse an den strohgefüllten Decken. Dann ging er in seine und Tibras Kammer. Auf den ersten Blick sah es genau so aus wie bei seinen Eltern. Doch dann erinnerte Hrutur sich an Tibras Ahnenkistchen, welches sie immer heimlich in der Ecke der Kammer verscharrt hatte und welches er immer dort vergraben gelassen hatte, weil solche Geheimnisse nicht für Lebende waren. Doch nun war sie selbst tot, und sein Gefühl sagte ihm, jetzt er durfte schauen. Und das tat er. Dort unter dem Tischchen, auf dem immer ihre Ahnenkerze stand, hatte sie eine kleine Kuhle gescharrt. Und ihr Ahnenkistchen war immer noch da. Ebenso wie das kleine Büchlein, welches sie gehütet hatte wie ihre Liebe zu Bäjorn, dem Schmied, der seine Frau Greiskjör nur geheiratet hatte, weil Ihre Eltern auf die Erfüllung einer alten Blodskyld gepocht hatten. Und dort fand er eine erste Spur….

 

--- Ich möchte euch hier nicht mit Einzelheiten langweilen, daher fasse ich nun alles zusammen. Die Blodvare wissen um Hruturs Bemühungen und Ambrus wird sie dementsprechend bewerten, wenn er in ihren Kreis tritt… ---

 

Ein paar Wochen nach Hruturs Abreise fuhr sein Vater hinaus und kam nicht wieder, und somit konnte sein Blut auch nicht vergossen werden, und ein Schatten legte sich auf die Familie. Die anderen mieden sie, weil sie den Schatten spüren konnten und kein Iduske da war, sie zu leiten, denn die Idusken waren alle zu einer großen Besprechung, und Hrutur erinnerte sich, dass es bei der Besprechung um absolut nichtige Themen ging. Und seine Familie verging, wie blutleer wirkten sie am Ende, und die Körper nässten aus seltsamen Wunden, und dann waren sie tot. Die anderen Dörfler beerdigten sie nach befohlener Sitte, doch dann flohen sie.

Dies fand Hrutur erst Monate später heraus, als er in einem anderen Weiler Leute aus seiner Bondkin fand. Doch bis dahin waren schon einige Monde vergangen, und die wichtigen Sachen sind noch unerwähnt.

 

Andi traf auf dem Meer einen niederen Diener des Schattens, ein vom Blut des Schreckens infiziertes und korrumpiertes Geschöpf, der in der Gestalt eines großen Meeraals umher schwamm. Dieser Schatten bot ihm den Schatz eines versunkenen Schiffes an, wenn er ihm drei Menschenleben bringen würde. Andi lehnte erzürnt ab und drohte dem Schatten, mit Idusken und Runmerern zurückzukehren, um ihn zu vertreiben, woraufhin der Meeraal ins Boot glitt und Andi biss. Andi schaffte es noch, den Schatten mit seinem großen stählernen Messer aus dem Boot zu vertreiben und die Segel gen Land zu setzen, doch dann brach er zusammen, und sein Nachen ward nie mehr gesehen. Der Schatten hatte ihn vergiftet und verflucht, und der Fluch traf auch die, an die Andi in seinem letzten lebenden Moment dachte, nämlich Ursula und Tibra, denn Hrutur wusste er in Sicherheit, um ihn brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Und so siechten Mutter und Tochter dahin, und der Vater blieb verschollen.

 

Als Hrutur all dies durch die Gabe, die ihm die Wölfe gegeben haben, durch das Buch seiner Schwester und durch Gespräche mit den Leuten aus dem Umland herausgefunden hatte, ging er zurück zu der Hütte seiner Eltern und bereitete seinem Vater den Tisch so, wie er sich erinnerte, dass er es gern gehabt hatte, mit einem Krug Bier, einem frischen Fisch, frischem Brot und geschmorten Zwiebeln. Das Feuer prasselte im Herd, und am Fenster stand ein Krug mit frischen Blumen, die seine Schwester immer so gerne gepflückt hatte. Dann setzte sich Hrutur an den Tisch, konzentrierte sich auf das, was ihm sein Lehrmeister beigebracht hatte, und rief seinen Vater, wie die Tradition es gebot.

 

Andi erschien, und Hrutur erschrak, weil der eklige Schimmer um seine Gestalt noch intensiver geworden war, und es roch nach Fäulnis und Verdammnis, und das Essen und die Blumen verrotteten innerhalb eines Atemzuges. „Du hast mich gerufen? Bist du bereit, deine Prüfung abzuschließen?“. „Sonst hätte ich dich wohl nicht gerufen, oder? Vater, ich begrüße dich zu Hause. Mögen die Wolfsgötter über dich wachen und dir den Weg zu Ambrus nicht länger verwehren. Und nun sage mir, wie ich den Schatten, der um dich und in dir ist, vernichten und unsere Familie wieder in den Kreis unserer Ahnen bringen kann.“. „Das wichtigste hast du schon getan, du hast erfahren, was mit mir geschehen ist. Wenn du nun noch meinen Körper findest und ihn den Sitten entsprechend beerdigst, ist der Fluch gebrochen, denn Ursula und Tibra sind schon tot, und niemand kann sie zurückbringen, und ich bin tot, und der Schatten wird vergehen, denn auch er hatte nur noch bis zum Vollmond Zeit, dass ihm jemand die Opfer bringt, und dann ist auch er nicht mehr. Solltest du ihn töten wollen, nimm guten Stahl mit. Er war für mein Messer verletzbar. Nimm den alten Fischspeer aus dem Schuppen, der sollte noch gut sein. Und nimm ein gutes, schweres Messer aus Stahl mit. Du weißt, wie man die Meeraale am besten tötet, wenn man sie im Boot hat. Doch hüte dich vor seinen Giftzähnen…“. Und so verging der Geist und löste sich auf. Hrutur erhob sich und öffnete alle Türen und Fenster, um die Fäulnis hinaus zu lassen. Dann ging er zum Schuppen, holte den Fischspeer und begann, ihn zu schleifen. Er hatte noch zwei Tage bis zum Vollmond, so dass er den Rest des Tages mit Planungen und Vorbereitungen verbrachte. Am Strand fand er noch ein kleines Ruderboot, welches ihm seetüchtig schien. Er sprach ein Schutzgebet über das Boot und besiegelte den Schutz mit seinem Blut. Und er sprach Gebete für Stärke und Macht für den Speer, und er benetzte den Stahl mit seinem Blut, und ebenso tat er es für sein langes Messer. Er spürte den Mut in seinem Herzen, und hätte jemand sein Antlitz erblickt, so hätte er darin die Entschlossenheit eines Mannes gesehen, der weiß, was zu tun ist, in dem Bewusstsein, dass er den Weg, den sein Blut ihn führt, beschreiten würde bis zum Ende.

 

Am nächsten Morgen fuhr er früh hinaus, dorthin, wo sein Vater meistens fischte. Er holte die Ruder ein und ließ sich treiben. Nach zwei Stunden sah er, wie er auf die Klippen zusteuerte, die sein Vater Onkel Gerssurs Zähne genannt hatte, scharf, doch mit abgebrochenen Spitzen und Lücken. Da wusste Hrutur, wo sein Vater zu finden war, denn wenn man nicht aufpasste, würde einem das Boot an den Klippen zerschmettert werden. Hrutur steuerte vorsichtig und musste viel Kraft aufwenden, um gegen die Strömung zu bestehen, doch dann war er an den Klippen und sah zwischen ihnen die Reste von Vaters altem Nachen. Er band sein eigenes Boot mit einem Seil an sich fest und kletterte in die Trümmer, und dort, unter den Resten des Segels, lag der Leichnam seines Vaters. Die Möwen waren anscheinend nicht durch das Segeltuch gekommen, und Fliegen gab es hier auch keine, so dass der Körper durch Wind und indirekte Sonne und die salzige Brise noch gar nicht so widerlich aussah, wie Hrutur es eigentlich erwartet hatte. Er hüllte den Körper in die Reste des Tuchs und hievte ihn an Bord seines Bootes. Dann musste er sich schwer in die Riemen legen, um den Klippen zu entkommen, aber nach einer Weile hatte er wieder offenes Meer unter dem Kiel. So machte er sich auf den Heimweg. Auf halber Strecke tauchte plötzlich ein Wesen neben seinem Boot auf. Hrutur erkannte den Meeraal und griff nach dem Speer.

Der Schatten sprach: „Willst du mir auch noch meinen letzten Diener rauben? Dieser da gehört mir, und wenn du ihn mir nicht sofort gibst, werde ich dich statt seiner mit in die ewigen Schatten nehmen, in die ich bald gehe.“. Hrutur erwiderte: „Gehe hinfort und nimm von Ambrus dein Urteil entgegen, oder komm und beende, was du begonnen hast. Doch sage mir, was einen Schatten wie dich hier draußen umtreibt.“. Der Schatten hob die Schnauze witternd aus dem Wasser, anscheinend bemerkte er den Schutz des Blutes, der auf dem Boot lag. Lauernd beäugte er Hrutur. „Ich war einst ein Gerote, Bjalfi Beytillsson war mein Name. Ich hatte mich mit einem kleinen Nachen aufs Meer aufgemacht, weil ich einen großen Schatz mein eigen nannte… naja, mein eigen, nachdem es vorher jemand anderes eigen war. Und so suchte ich einen Weg hinaus in die Welt, weil ich im Askland keine Freunde mehr hatte, außer es gelänge mir, welche zu kaufen. Es kam ein Sturm auf, und mein Boot füllte sich mit Wasser. Ich hätte den Schatz über Bord werfen können, dann hätte ich den Sturm überstanden, aber ich tat es nicht, und ich sank. Mein Blut konnte nicht in die Alte Welt gelangen, so blieb ich hier und büßte für meine Gier. Und dann waren da Stimmen, die mir sagten, dass ich nur einen neuen Körper bräuchte, dann könnte ich wieder zurückkehren ins Leben. Also bot ich deinem Vater an, dass er mir für den Schatz drei Opfer bringen sollte. Warum drei? Nun, nicht jeder Körper ist von einem schwachen Geist beseelt, so hätte ich wenigstens die Auswahl gehabt. Aber nun ist meine Zeit abgelaufen, und ich vergehe…“, und er schoss aus dem Wasser heraus, bereit, sich auf Hrutur zu stürzen und ihn zu beißen, doch Hrutur war auf der Hut und beugte sich zur Seite, so dass der Schatten auf die Planken klatschte. Und das Schutzgebet begann zu wirken, denn der Schatten begann zu rauchen und zu zischen, und der Meeraal schrie vor Schmerzen. „Nun geh hin und finde Deinen Weg in die Alte Welt.“ sprach Hrutur, hob den Speer und spießte den Schatten auf. Und der Stahl des Speers bohrte sich tief in den Leib, wie ein heißes Messer in warme Butter. Dann hob er das lange Messer und trennte dem Aal den Kopf vom Körper, und der Körper lag still. Einen Moment stand Hrutur still über dem sich langsam auflösenden Wesen, und mit einem Mal wurde der Qualm immer dichter und hüllte den Körper komplett ein, und als er sich auflöste, lag eine aufgedunsene Wasserleiche vor Hrutur.

 

Einige Zeit später erreichte Hrutur wieder den Strand an seinem Dorf. Den Leichnam seines Vaters brachte er in die Hütte, den Leichnam des Geroten bestattete er direkt am Strand nach alter Väter Sitte. „Ich bete für dich, dass Ambrus dich passieren lässt. Finden deinen Frieden.“

Dann ging er zurück ins Haus und bereitete den Körper seines Vaters vor. Er zog ihm sein bestes Gewand an, legte ihm seinen Lieblingsschmuck an und stellte einen Krug Bier an seine Seite. Auch der Fischspeer fand seinen Platz auf dem Körper. Dann rief er den Geist, doch dieser erschien nicht, und Hrutur spürte eine Woge von Frieden und Dankbarkeit durch seinen Körper strömen. Er sprach die Gebete, dann trug er seinen Vater hinaus zum Friedhof, wo er ihn neben seiner Frau im Kreise seiner Kinder begrub. „Ambrus, nimm ihn zu dir, auch wenn kein Blut mehr in seinen Adern sein sollte. Er hat es verdient. Lass ihn seinen Platz im Kreise seiner Lieben einnehmen und mit dem Urrudel jagen bis zum Ende der Zeit.“.

Es war schon dunkel, als er die letzten Worte sprach, und als er in den Nachthimmel hinaufschaute, huschte eine Träne Idus über den Himmel.

 

Als Hrutur zu seiner Hütte zurückkehrte, sah er in der Tür eine bekannte Gestalt stehen. Reydur war zurück. Hrutur lächelte. „Ulfgodderen hilsen. Hast du was zu trinken mitgebracht? Ich denke, ich bin nun alt genug, um mich heute Abend mal so richtig zu betrinken.“.

Reydur machte die Tür frei und Hrutur konnte einen gedeckten Tisch sehen. Er grinste und fiel in Ohnmacht.

 

Der scharfe Geschmack eines gebrannten Schnapses weckte ihn wieder auf, und er hustete seinem Lehrmeister die Tunika voll. „Bäh. Ich dachte eher an Bier und Wein, nicht an bittere Medizin.“. Reydur wischte sich die Tropfen vom Gewand und half ihm auf. „Meinst du wirklich, du bist nun schon so weit, dass du Ansprüche stellen darfst?“. „Ja, Meister, das bin ich.“. Und er erzählte ihm von den Geschehnissen. Als er endete, schaute ihn der alte Iduske lange an. „Ja, ich denke, du hast es dir verdient, junger Iduske.“.

Und Hrutur durchströmte eine Woge von Stolz, denn so hatte er ihn noch nie genannt. Die Prüfung war bestanden.

 
   
 
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